MZ ETZ 250

Hier kommen wir nun zur Geschichte unseres DDR-Kraftrads MZ ETZ 250 (ETZ = Einzylinder Teleskopgabel Zentralkastenrahmen). Unsere deluxe Ausführung mit Drehzahlmesser und Scheibenbremse vorne hat damals rund 4.700 Alu-Chips (Ost-Mark) gekostet. Ganz soviel haben wir am 30. Juli 2010 nicht dafür bezahlt. Es waren lediglich 600 Euro für ein voll funktionstüchtiges Fahrzeug mit teilweise neuen und gebrauchten Ersatzteilen, sowie dem originalen DDR Kfz-Brief als Beilage.

Nachdem wir frisches Getriebeöl (SAE 80) eingefüllt und etwas Gemisch (1:50) getankt hatten, ging es ab zur Dekra. Dort kam dann das böse erwachen, als der Prüfer verkündete, dass die Fahrzeugidentifikationsnummer (FIN) aus dem Rahmen gekratzt wurde, das Typenschild fehlte und er das Krad somit nicht für eine Wiederinbetriebnahme freigeben kann. =(
Also mussten wir die ETZ bei der Dekra stehen lassen und zum Verkehrsamt fahren. Dort angekommen musste man erstmal 45 Minuten warten, um dann von der Mitarbeiterin zu hören, dass sie nicht für die FIN-Einschlagungen zuständig sei. Man soll doch bitte direkt zum Schalter für die Autohändler gehen und sich dort an die Chefin wenden. (Wir hätten nicht einmal warten müssen!) =/ Bei dem Schalter war man dann auch für die "Auftragserteilung zur Einschlagung der FIN" zuständig. Nach weiteren 20 Minuten hatten wir das gewünschte Schreiben bezahlt und in den Händen. Also zurück zur Dekra.
Bei der Dekra hörten wir dann, dass unser Motorrad schon auf Herz und Nieren geprüft wurde und alle Tests bestanden hat. =) Endlich ein Erfolgserlebnis. Nun wurde noch die FIN eingeschlagen, ein neues Typenschild angefertig und ab ging's nach Hause. Insgesamt kostete uns die technische Überprüfung für die Wiederinbetriebnahme rund 140 Euro. (Die einfache Überprüfung hätte etwa 85 Euro gekostet.)

Drei Tage später waren wir wieder beim Verkehrsamt, um endlich die Papiere und ein Kennzeichen für die MZ zu bekommen. Nach zwei Stunden hatten wir alles zusammen. Zu Hause angekommen wurde gleich das Schild angebaut und ab ging's auf die Straße. 10 Kilometer weiter ging das Motorrad einfach aus und ließ sich erst nach 5 Minuten wieder anschmeißen. So zuckelten wir wieder mit einigen Aussetzern nach Hause. Nachdem wir eine neue Zündkerze mit dem richtigen Wärmewert eingesetzt und die Ölflocken aus dem Vergaser gespült hatten lief die ETZ wieder. 

Anfang 2011 überschatteten neue Mängel den Saisonbeginn. Das Motorrad ging beim Fahren einfach aus (kein Kolbenfresser), sprang aber nach dem Runterschalten und anschließendem Einkuppeln sofort wieder an und fuhr weiter. Ursache hierfür war der Unterbrecher, bei dem der Hammer nur noch mit einer kleinen Fläche auf den Amboss klopfte und dabei des Öfteren verrutschte. Das Resultat war, dass nun kein Kontakt mehr bestand und kein Zündfunke an der Kerze ankommen konnte. Nachdem das Richten der Kontaktflächen mit einer Kontaktfeile und die Nachstellung des Unterbechers erfolglos blieben, inverstierten wir ein paar Euro in einen neuen Unterbrecher. Seit dem läuft die MZ wie ein Weltmeister.

Im Frühjahr 2011 haben wir die ETZ zerlegt und restauriert, da sie mit ihrer Spraydosen-Lackierung kein schöner Anblick war. Wir haben uns dazu entschlossen die Farbgebung an den originalen Grünton anzulehnen und trotzdem eine moderne Metallic-Lackierung auftragen zu lassen. Die Kosten für die Aufarbeitung inkl. einiger Ersatzteile beliefen sich auf etwa 250€. Seit der Verschönerungskur ist unsere ETZ ein echter Blickfang und es gibt ab und an Kaufangebote.

Leider ist die MZ gerne bockig und verweigert an verschiedenen Stellen den Dienst. So haben wir bereits mehrfach die Scheibenbremsanlage demontieren und reinigen müssen. Des Weiteren springt sie häufig sehr schlecht an. Die Ursachen sind immer unterschiedlicher Natur. Entweder ist der Vergaser Schuld oder die Zündkerze(n), mal die Zündung an sich und manchmal alles zusammen. Kurz gesagt, die ETZ ist unser Sorgenkind... Während die TSen zumeist ohne Murren anspringen und laufen, auch nach längerer Standzeit, so benötigt die ETZ hin und wieder ein wenig Zuwendung. Aber mit Geduld und Spucke werden wir auch die ETZ zum zuverlässigen Fahrzeug machen.

Technische Daten

Hersteller:

VEB Motorradwerk Zschopau DDR - Betrieb des IFA-Kombinates Zweiradfahrzeuge

Typenbezeichnung:

MZ ETZ 250 (deluxe)

Baujahr:

1985

Motor:

EM 250

Hubraum:

243 cm³ (21 PS)

Geschwindigkeit:

125-130 km/h (laut Werk)

Elektrische Anlage:

14 Volt, 15 Ampere Drehstromlichtmaschine, mit Gleichrichter und Regler

Bremsen:

vorne = hydraulisch betätigte Scheibenbremse

hinten = Simplex-Innenbackenbremse

Getriebe:

5 Gang, Fußschaltung

Federung:

vorne = Teleskopgabel mit hydraulischer Dämpfung

hinten = verstellbare Langschwinge

Tankvolumen:

17,0 l - davon ca. 1,5 l Reserve

Gewicht:

leer = 153 kg

gesamt = 330 kg

Farbe:

Grün/Silber metallic

 


Die oben angegebenen Werte wurden der originalen Bedienungsanleitung ("Betriebsanleitung für das Motorrad ETZ 250") der MZ ETZ 250 entnommen und mit den Daten unserer Technik ergänzt.